Völlig ungewöhnlich für diesen Blog, doch es geht nicht anders ich muss mal einfach meine Meinung zum aktuellen deutschen Verständnis loswerden.
Es geht ein Ruck durch
Deutschland. Die Menschen gehen wieder auf die Straßen, überall sind Bilder mit
„Je suis Charlie“ und wir befinden uns wieder in einem Krieg mit Russland.
Es passiert viel und immer sind
es die Bösen, die anderen, die schuld sind: Die Pegida möchte das Abendland und
deren Kultur vor dem islamistischen Einflüssen schützen; die Terroristen sind
böse Islamisten, welche verblendet durch ihre Religion die hohen Werte und
Freiheiten, der europäischen Union nicht erkennen würden; zudem ist ja auch Russland der böse Aggressor,
der die armen Ukrainer völlig zu Unrecht überfallen hat.
Alle drei Themen haben eins
gemeinsam, wir verteidigen. Egal ob unsere Werte, unsere Kultur oder unser
Territorium, wir verteidigen. Zumindest in unserer Rhetorik und in unserer
Presse scheint das Bild eindeutig zu sein.
Doch ist das wirklich so?
Die westlichen Kulturen, und
damit auch die deutsche Kultur, haben sich in den letzten Jahrzehnten allzu
polemisch, als die überlegene, die bessere Kultur dargestellt und ihr
Gedankengut ähnlich extremistisch verbreitet, wie uns heute der Islam
erscheint.
Dabei haben wir jedoch nicht
nur die hervorragenden Ideen der Rechtstaatlichkeit, Gleichberechtigung und
Meinungsfreiheit proklamiert, sondern eben auch Profitgier, politische
Biegsamkeit und Lobbyismus. Wir haben
uns mit der Missionarstätigkeit einen Bärendienst geleistet.
Egal ob es um Russland geht,
denen wir mit einer Dreistigkeit und Unverschämtheit den Rang einer Supermacht
aberkannt haben und dies als Anlass genommen haben, all jene ehemaligen
Satelliten der Atommacht mit Verträgen und Abkommen an uns zu binden, ohne
darauf zu achten, dass diese Weltmacht, mehr ist als ein kleiner
Rohstofflieferant für Europa. Wer mit einer solchen Blauäugigkeit nur die
Geschichte der letzten ein bis zwei Jahrzehnte im Kopf hat, braucht sich nicht
wundern, wenn ihm auf einmal ein Großer die Grenzen zeigt.
Und was machen die Europäer,
allen voran Deutschland? Säbbelrasseln und Quengeln wie Kinder denen ein
Spielzeug entrissen wird.
Die islamische Welt funktioniert
in meinen Augen zwar gänzlich anders, doch der Grund und die Reaktionen sind extrem
ähnlich. Wieder haben wir die Staaten destabilisiert, um uns einen großen Teil
vom Kuchen zu sichern. Beispiele gibt es auch hier zu genüge: Golfkriege,
Afghanistankriege uvm. Doch bleiben wir mal in Afghanistan, da dies das perfekte
Schaubild ist.
Zur Zeit des kalten Krieges
wird die in Afghanistan vorherrschende Republik, die aus der Folge der
Kolonialzeit durch die Briten entstanden ist, gestürzt. Daraufhin ist ein, wie
zu der Zeit üblicher, Stellvertreterkrieg zwischen Russland und den USA
entstanden. In diesem Krieg wurden den Mudschahedin vom Westpakt unterstützt
und ausgebildet. Der Krieg wurde damals vom Westpakt religiös mit angepassten,
dschidadistischen Thesen und Büchern untermauert, um den Kampfeswillen und die
Unterstützung der Bevölkerung zu gewinnen. Der Krieg gegen Russland wurde
dadurch mit den Mudschahedin gewonnen, doch der Staat blieb zerstört und ohne
Unterstützung zurück. So konnten die, von Pakistan und Saudi Arabien
unterstützen, Taliban die Macht übernehmen und Afghanistan zu der Keimzelle des
Terrors machen die es heute ist.
Was können wir also nun
anstellen, um unseren Ziele zu erreichen? Auf Konfrontation gehen, wie die
Presse und die Bundesrepublik dies beim Thema Russland macht? Oder sich
abgrenzen und uns nur noch um unseren eigenen kleinen Bereich kümmern, wie es
sich die zehntausenden Demonstranten für Pegida und co. zu wünschen scheinen?
Beides wird in meinen Augen
nicht zu einer großartigen Verbesserung unserer Situation führen. Wir sollten
endlich anfangen vor unserer eigenen Haustür zu kehren. Im kleinem wie im
Großen.
Wenn wir uns selber nicht im
Griff haben, wie können wir es dann von anderen erwarten? Wir sparen wo es nur
geht. Schulen arbeiten noch immer mit Material von anno dazumal, dafür sind die
Klassen effizienter mit mehr Schülern ausgerüstet worden. Krankenhäuser und
Ärzte werden als Unternehmen dargestellt, die nur noch mit Blick auf
wirtschaftliche Rentabilität dem Patienten Behandlungen angedeihen lassen
können. Politiker handeln Freihandelsabkommen aus, welche unsere Legislative
und Judikative in den Dienst von Wirtschaftsunternehmen übergibt und einzelne
Anschläge werden, so grausam Sie auch sind, sofort genutzt um die eigenen
Interessen zu stärken, ohne sich Gedanken über Ursache und Lösung zu bemühen.
Genau hier müssen wir ansetzen,
die Berichtserstattung weniger polemisch und mehr auf Fakten basierend zu
nutzen. Alle Seiten beleuchten und nicht der erstbesten hetzenden
Kriegsrhetorik zu verfallen. Gerade Deutschland hat doch erlebt, was das Vertrauen
auf Propanga für einen immensen Schaden anrichtet kann.
Es gilt also die wirklich
wichtigen Themen zu leben und gegen die anderen Ausuferungen vorzugehen. Und
wenn ein Rechtsstaat, wie ihn die USA von jedem fordert es zu sein, seine
Menschenrechtsverletzungen nicht selbstständig ahndet und verfolgt, dann ist es
verdammt nochmal die Aufgabe Deutschlands, sich von seinem Vasallenstatus
loszusagen, die USA vor den Strafgerichtshof zu zerren und wenn nötig mit
Handelsbeschränkungen, Embargos und politischer Abkühlung merken zu lassen,
dass es nicht richtig ist andere Staaten auszuspionieren und Menschen zu
foltern.
Wir als Deutsche müssen uns
emanzipieren, uns ein Rückgrat wachsen lassen, für unsere Werte einstehen und
das ohne ein Missionar zu werden. Nur wenn wir dies auf lange Sicht und ohne
wirtschaftliches Interesse durchziehen, werden wir die Welt für uns verbessern
ohne verbrannte Erde zu hinterlassen und uns auf lange Sicht nicht selbst auf
den Scheiterhaufen zu stellen.