Freitag, 23. September 2016

Quergedacht: Das Problem Jugendschutz im Internet

Warum ist der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewaltdarstellung und Pornographie im Internet nur so schwer? Diese Frage wird von vielen Eltern gestellt, doch noch mehr sind sich des eigentlichen Problems gar nicht bewusst. Heute wollen wir kurz darüber reden, was dahintersteckt.

USK Alterskennzeichen (Quelle: usk.de)
Angefangen hat alles mit der idealistischen Idee der Anonymität im Internet. Jeder Nutzer soll frei und uneingeschränkt Zugriff auf alle Informationen haben, ohne dabei überwacht und kontrolliert zu werden. „Das Internet kennt seine Nutzer nicht.“ Heutzutage stimmt das natürlich nicht mehr. Surfen wir ganz normal auf Webseiten von Facebook, Google und Co., sind wir alles andere als unbeobachtet und anonym. Doch eines stimmt noch immer: „Das Internet sieht nicht wer surft.“ Über die IP-Adresse, Cookies und andere technische Mittel, lässt sich zwar nachprüfen welcher PC wann, wo, was im Internet getan hat, aber nicht wer den PC genutzt hat. Ob also nun Onkel Hans, Mutter Petra oder klein Timmi auf Inhalte für Erwachsene zugreift, ist nur schwer festzustellen. Es gibt bereits Mittel und Wege dies zu unterstützen, wie z. B. der Abgleich von Personalien, doch ist dies noch immer keine Garantie und zudem sehr aufwändig für den Anbieter und lästig für den Nutzer. Was soll man also tun? Die Anonymität gänzlich abschaffen und jeden Menschen eindeutig im Netz identifizieren? Das wäre heutzutage aber auch nicht möglich und zudem ein Sargnagel für die Freiheit.

Wenn wir den Zugang nicht kontrollieren können, sollten wir dann alles Jugendgefährdende entfernen? Kurz gesagt, das ist gar nicht möglich. Die deutsche Rechtsprechung hat nur Zugriff auf Inhalte die aus Deutschland unter deutschem Gesetz angeboten werden. Inhalte aus dem Ausland können wir nicht löschen. Sperren wäre Zensur und durch die reine Menge und das ständige Neuaufkommen nicht möglich, ohne die Freiheit der Bürger drastisch einzuschneiden. Selbst die größten Anbieter von Medien, wie YouTube und Steam, halten sich nicht an das deutsche Jugendschutzgesetz. Warum nicht? Sie müssen es auch nicht, da sie keine deutschen Unternehmen sind. Also was tun wir dann?

Das größte Problem am Jugendschutz ist nicht die Verfügbarkeit des Angebots, sondern der Umgang damit. Vor 10 Jahren gab es noch viel weniger Jugendschutz im Internet und das Angebot war kaum geringer. Geschadet hat es der Erziehung der heutigen Erwachsenen insgesamt wohl kaum. Wichtiger ist da die Vorbereitung der jungen Nutzer auf das, was sie im Internet finden können, und wen. Besonders jüngere Kinder geraten meist unabsichtlich auf jugendgefährdende Inhalte oder an andere dubiose Nutzer. Je älter ein Kind wird, desto gezielter weiß es nach ungeeigneten Inhalten zu suchen, doch desto mehr versteht es auch was es finden wird. Für alle Altersstufen gilt jedoch, dass Eltern, Staat und alle an der Erziehung beteiligten Personen ein waches Auge haben müssen. Eltern müssen ihre Kinder warnen, sie begleiten und ihnen den richtigen Umgang mit dem Internet zeigen. Schulen können hier durch Unterricht und Kurse helfen. Der Staat muss für ein geordnetes und akzeptabel sicheres Umfeld sorgen, in dem der Jugendschutz auch neue Trends aufgreift und so Lücken für Kriminelle schließt. Eine Reihe staatlicher und privater Organisationen bieten heute schon aktiv Hilfe und informieren Eltern und Jugendliche gleichermaßen über den Jugendschutz im Netz. Leider wissen das viele nicht und bleiben alleine mit dem Problem zurück. Hier müssen wir anpacken und das Angebot erweitern, aber vor allem in die Familien und Schulen bringen.


Ratgeber der USK und der EU-Initiative klicksafe.de (Quelle: usk.de, klicksafe.de)


Der idealistische Gedanke der Anonymität im Internet ist nicht schlecht, doch müssen wir mit der Freiheit, die uns geblieben ist, lernen umzugehen. Wenn wir unseren Kindern beibringen können wie das Internet funktioniert und welche Vorteile, aber auch welche Gefahren es birgt, wird es ihnen helfen eine gute Medienkompetenz zu entwickeln. Denn für die meisten Eltern kommt der Zeitpunkt, wo das Kind mehr von Meiden versteht als man selbst, und dann ist der Unterricht vorbei. 

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