Freitag, 4. Dezember 2015

Fallout 4 - Ersteindruck


Sicherlich einer der Top-Titel des Jahres 2015. Fallout 4 ist für mich dennoch ein zweischneidiges Schwert.
Bethesda beging mit Fallout 4 eine ungewöhnliche Marketingstrategie. Lange war gar nichts von dem Spiel zu hören. Erst im Juni gab es auf der E3 erste Informationen über das Spiel und dann gleich mit dem Termin für Mitte November. Ich wünsche mir, dass dies in Zukunft öfters passiert. Den Entwicklern wurde dadurch offensichtlich der Druck genommen, bis eine Veröffentlichung sinnvoll möglich ist. Dies scheint sich auch direkt Bezahlt zu machen, denn das Spiel weißt für seine große Openworld erstaunlich wenig Fehler auf. Abstürze kommen jedoch sporadisch und recht selten vor.

Serientypisch versucht man sich als Atomkrieg-Überlebender im Ödland einer größeren amerikanischen Stadt durchzuschlagen, diesmal Boston. Dabei haben wir bei diesem Egoshooter Rollenspiel, Bethesda typisch, große Freiheiten unser Spiel zu gestalten. Wir haben eine große offene Spielwelt mit beinahe unendlich vielen skurrilen Szenen, Begegnungen und Anspielungen auf die heutige Welt.
Bei uns in der  E=NC² haben wir gleich mehrere Spieler, die sich dieses Spiel gekauft haben und dabei völlig unterschiedliche Strategien nutzen. Während H3adless vorzugsweise mit Scharfschützen Gewehren aus sicherer Entfernung agiert, stürzt sich Vandalgrimm mit einer Machete bewaffnet in den Nahkampf mit Ghulen und Raidern und lässt dabei die Fetzen fliegen. Ich hingegen freue mich über mein kleines Baby genannt „Rechtmäßige Herrschaft“, einem stark modifizierten Lasergewehr, mit hoher Feuerrate und zusätzlichem Brandschaden. 

Welcher Weg der Beste ist? Egal. Der der euch am meisten Spaß bereitet. Genau aus diesem Prinzip schöpft Fallout4 seine Faszination. Die Welt ist vielfältig mit sehr vielen Möglichkeiten. So ist es diesmal auch möglich Städte aufzubauen und mit Leben zu füllen.
Leider bleibt Fallout 4 auch bei einigen Macken weiterhin serientypisch. Es gibt oft, gefühlt sogar öfters als in Fallout 3, nur die Möglichkeit mit Waffen zu hantieren. Einen Diplomatischen Lösungsweg vermisse ich des Öfteren. Sehr schade, hatte ich doch gehofft mich den Raidern anzuschließen. Auch die Hauptstory ist serientypisch von wenig Belang und wirkt aufgesetzt als Mittel um mich in die tolle Welt zu schmeißen. Bei diesem Punkt muss ich jedoch gestehen, dass alle E=NC² gleich gehandelt haben. Wir sind nach kurzer Zeit von der Hauptstory abgewichen und haben die vielversprechende Openworld erkundet. Dementsprechend spreche ich hier nur über die ersten paar Stunden der Story und kann nicht mit Sicherheit sagen ob sie später besser wird.   
Das Game Play ist diesmal ziemlich gut umgesetzt und auch dass das Spiel ungeschnitten nach Deutschland gekommen ist, betrachte ich als großen Vorteil. Doch dazu später noch mehr. Das Game Play bietet die Möglichkeit zwischen First- und Thirdperson zu wechseln und hat zusätzlich noch einen V.A.T.S. Modus, in dem man Angriffe auf Körperteile und Schwachstellen gezielt nutzen kann. Im Gegensatz zum Vorgänger läuft dabei im V.A.T.S. Modus nun jedoch die Zeit verlangsamt weiter und der Spieler kann nicht mehr erst in aller Ruhe die Gegner studieren und sich noch einen Kaffee holen bevor er loslegt. Nun, ja es gibt immer noch die Möglichkeit zu pausieren, auf den Kaffee braucht also keiner verzichten. Doch das V.A.T.S. fordert den Spieler nun mehr. Grundsätzlich finde ich es gut, solche Funktionen live ablaufen zu lassen, das behält dich Spannung bei. Doch nutze ich selbst den V.A.T.S. Modus so gut wie überhaupt nicht. Wie gesagt kämpfe ich auf mittlerer Distanz und da stört mich dieser Wechsel der Perspektive und lässt mich den Überblick aus dem Spielgeschehen verlieren.

Außerdem ist für mich die Immersion im dem Spiel so gut, dass ich mich nicht herausreißen lassen möchte. Die Immersion ist für mich bei Fallout übrigens das Größte. Die alternative US-Welt ist fantastisch und angenehm schrullig. Dabei zögert Bethesda nicht und nimmt die Welt von Fallout und von uns angenehm und dennoch ziemlich direkt auf die Schippe.  Als kleines Beispiel fungiert hier ein toter Priester den ich letztens in einer Kirche gefunden habe. Er lag über dem Rednerpult über einem unleserlich verbrannten Buch. In den Fächern darunter lagen dann zwei Bündel Geld und eine Pistole. 
Diese Art der Metaphern findet man überall in der Welt verstreut und sorgen immer wieder für ein herzhaftes Lachen, oder um es mit den Worten des Comedian Chris Tall zu sagen: „Darf man das?“  Ja, bitte immer mehr davon. Das Spiel legt einen herrlich erwachsenen, selbstironischen und tief schwarzen Humor an den Tag.

In den Kämpfen fliegen Körperteile, die Gegner reagieren auf Treffer und sowohl die Sterbesequenz der Todeskralle, wie auch die, wenn man selbst von einer Todeskralle getötet wird, sind nicht ohne. Das Spiel richtet sich an Erwachsene und sollte auch nur von solchen gespielt werden. Das Spiel verfügt über viel Blut, sehr viel Blut. Der Tot ist allgegenwertig und die Stimmung zuweilen sehr gruselig. Der Spieler kann Drogen nehmen und von diesen Abhängig werden. Gleichzeitig können jedoch Schäden mit einem einfachen Stimpack behandelt werden, als wäre es nichts.
Die Rote 18 der USK prangt vollkommen zu Recht auf dem Cover und selbst dann ist das Spiel nichts für Zartbesaitete. Dennoch, das Vorkommen der Gewalt unterstreicht die raue und böse neue Welt und passt hervorragenden ins Setting.

Ist es das beste Fallout aller Zeiten? Nein, ich glaube nicht. Dafür ist der Fortschritt seit dem dritten Teil zu marginal, auch ist die Welt mir noch zu klar in Gut und Böse unterteilt und Grau gibt es zu wenig. Auch die Menüführung und Sortiermöglichkeiten sind noch zu unübersichtlich.  Die Neuerungen wie das Siedlungsmenü und die neuen Waffenmodifikationen sind zwar gut implementiert, doch auch noch ein wenig sperrig und ausbaufähig.
Fallout 4 ist gut, sehr gut sogar, dennoch hat es mich bislang nicht so umgehauen wie Fallout 3 und hat auch nicht die Masse an Möglichkeiten eines Fallout New Vegas.  Würde ich es mir wieder kaufen? Aber klar doch. Ich werde mit diesem Teil mehrere hundert Stunden Spaß haben.

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