Sicherlich einer der Top-Titel des Jahres 2015. Fallout 4
ist für mich dennoch ein zweischneidiges Schwert.
Bethesda beging mit Fallout 4 eine ungewöhnliche
Marketingstrategie. Lange war gar nichts von dem Spiel zu hören. Erst im Juni
gab es auf der E3 erste Informationen über das Spiel und dann gleich mit dem
Termin für Mitte November. Ich wünsche mir, dass dies in Zukunft öfters
passiert. Den Entwicklern wurde dadurch offensichtlich der Druck genommen, bis
eine Veröffentlichung sinnvoll möglich ist. Dies scheint sich auch direkt
Bezahlt zu machen, denn das Spiel weißt für seine große Openworld erstaunlich
wenig Fehler auf. Abstürze kommen jedoch sporadisch und recht selten vor.
Serientypisch versucht man sich als Atomkrieg-Überlebender im Ödland einer größeren amerikanischen Stadt durchzuschlagen, diesmal Boston. Dabei haben wir bei diesem Egoshooter Rollenspiel, Bethesda typisch, große Freiheiten unser Spiel zu gestalten. Wir haben eine große offene Spielwelt mit beinahe unendlich vielen skurrilen Szenen, Begegnungen und Anspielungen auf die heutige Welt.
Welcher Weg der Beste ist? Egal. Der der euch am meisten
Spaß bereitet. Genau aus diesem Prinzip schöpft Fallout4 seine Faszination. Die
Welt ist vielfältig mit sehr vielen Möglichkeiten. So ist es diesmal auch
möglich Städte aufzubauen und mit Leben zu füllen.
Leider bleibt Fallout 4 auch bei einigen Macken weiterhin serientypisch.
Es gibt oft, gefühlt sogar öfters als in Fallout 3, nur die Möglichkeit mit
Waffen zu hantieren. Einen Diplomatischen Lösungsweg vermisse ich des Öfteren.
Sehr schade, hatte ich doch gehofft mich den Raidern anzuschließen. Auch die
Hauptstory ist serientypisch von wenig Belang und wirkt aufgesetzt als Mittel
um mich in die tolle Welt zu schmeißen. Bei diesem Punkt muss ich jedoch
gestehen, dass alle E=NC² gleich gehandelt haben. Wir sind nach kurzer Zeit von
der Hauptstory abgewichen und haben die vielversprechende Openworld erkundet. Dementsprechend
spreche ich hier nur über die ersten paar Stunden der Story und kann nicht mit
Sicherheit sagen ob sie später besser wird.
Das Game Play ist diesmal ziemlich gut umgesetzt und auch
dass das Spiel ungeschnitten nach Deutschland gekommen ist, betrachte ich als
großen Vorteil. Doch dazu später noch mehr. Das Game Play bietet die
Möglichkeit zwischen First- und Thirdperson zu wechseln und hat zusätzlich noch
einen V.A.T.S. Modus, in dem man Angriffe auf Körperteile und Schwachstellen
gezielt nutzen kann. Im Gegensatz zum Vorgänger läuft dabei im V.A.T.S. Modus
nun jedoch die Zeit verlangsamt weiter und der Spieler kann nicht mehr erst in
aller Ruhe die Gegner studieren und sich noch einen Kaffee holen bevor er
loslegt. Nun, ja es gibt immer noch die Möglichkeit zu pausieren, auf den
Kaffee braucht also keiner verzichten. Doch das V.A.T.S. fordert den Spieler
nun mehr. Grundsätzlich finde ich es gut, solche Funktionen live ablaufen zu
lassen, das behält dich Spannung bei. Doch nutze ich selbst den V.A.T.S. Modus
so gut wie überhaupt nicht. Wie gesagt kämpfe ich auf mittlerer Distanz und da
stört mich dieser Wechsel der Perspektive und lässt mich den Überblick aus dem
Spielgeschehen verlieren.
Außerdem ist für mich die Immersion im dem Spiel so gut,
dass ich mich nicht herausreißen lassen möchte. Die Immersion ist für mich bei
Fallout übrigens das Größte. Die alternative US-Welt ist fantastisch und
angenehm schrullig. Dabei zögert Bethesda nicht und nimmt die Welt von Fallout
und von uns angenehm und dennoch ziemlich direkt auf die Schippe. Als kleines Beispiel fungiert hier ein toter
Priester den ich letztens in einer Kirche gefunden habe. Er lag über dem
Rednerpult über einem unleserlich verbrannten Buch. In den Fächern darunter
lagen dann zwei Bündel Geld und eine Pistole.
Diese Art der Metaphern findet man überall in der Welt
verstreut und sorgen immer wieder für ein herzhaftes Lachen, oder um es mit den
Worten des Comedian Chris Tall zu sagen: „Darf man das?“ Ja, bitte immer mehr davon. Das Spiel legt
einen herrlich erwachsenen, selbstironischen und tief schwarzen Humor an den
Tag.
In den Kämpfen fliegen Körperteile, die Gegner reagieren auf
Treffer und sowohl die Sterbesequenz der Todeskralle, wie auch die, wenn man
selbst von einer Todeskralle getötet wird, sind nicht ohne. Das Spiel richtet sich
an Erwachsene und sollte auch nur von solchen gespielt werden. Das Spiel
verfügt über viel Blut, sehr viel Blut. Der Tot ist allgegenwertig und die
Stimmung zuweilen sehr gruselig. Der Spieler kann Drogen nehmen und von diesen
Abhängig werden. Gleichzeitig können jedoch Schäden mit einem einfachen
Stimpack behandelt werden, als wäre es nichts.
Die Rote 18 der USK prangt vollkommen zu Recht auf dem Cover
und selbst dann ist das Spiel nichts für Zartbesaitete. Dennoch, das Vorkommen
der Gewalt unterstreicht die raue und böse neue Welt und passt hervorragenden
ins Setting.
Ist es das beste Fallout aller Zeiten? Nein, ich glaube
nicht. Dafür ist der Fortschritt seit dem dritten Teil zu marginal, auch ist
die Welt mir noch zu klar in Gut und Böse unterteilt und Grau gibt es zu wenig.
Auch die Menüführung und Sortiermöglichkeiten sind noch zu
unübersichtlich. Die Neuerungen wie das
Siedlungsmenü und die neuen Waffenmodifikationen sind zwar gut implementiert,
doch auch noch ein wenig sperrig und ausbaufähig.
Fallout 4 ist gut, sehr gut sogar, dennoch hat es mich
bislang nicht so umgehauen wie Fallout 3 und hat auch nicht die Masse an
Möglichkeiten eines Fallout New Vegas.
Würde ich es mir wieder kaufen? Aber klar doch. Ich werde mit diesem
Teil mehrere hundert Stunden Spaß haben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen