Freitag, 17. Juli 2015

Early Access: Fluch oder Segen?


Early Access ist das Zauberwort welches aktuell immer häufiger auftaucht. Doch was bedeutet dies überhaupt und ist es ein Vorteil oder Nachteil für Spieler und Entwickler? Dieser Fragestellung widmen wir uns im heutigen Artikel.
Wenn ein Spiel mit Early Access Status verkauft wird bedeutet dies, dass der Entwickler noch immer an der Entwicklung des Spiels arbeitet und das Spiel noch nicht fertig ist. Dennoch wird das Spiel bereits verkauft und die Käufer können auch bereits, die noch nicht fertigen Versionen, spielen, während die Entwickler noch am Programmieren sind.

PRO

Diese Strategie bietet dem Hersteller einige Vorteile, die solche Titel aktuell aus dem Boden sprießen lassen. So kann der Hersteller Feedback von den Gamern erhalten, sowie Ideen und Verbesserungen direkt ins Spiel einbauen. Außerdem bekommt der Entwickler vorab ein Großteil der zu erwartenden Einnahmen und kann das Spiel somit wesentlich einfacher und günstiger Finanzieren. Dem Hersteller gibt dies auch  die Möglichkeit Personalkosten effizienter zu planen, da er das zur verfügstehende Kapital besser einschätzen kann.
Das liest sich auf dem ersten Blick wie eine runde Sache. Die Spieler bekommen ihr Spiel besser und früher, der Hersteller minimiert das Risiko, ist günstiger und flexibler. Warum also noch weiter lamentieren und weshalb nutzen das nicht alle Hersteller?

CONTRA

Das hat natürlich auch seine Gründe. Zum einen kann ein Early Access Spiel nicht zum Vollpreis verkauft werden, da die Spieler erwarten, das Spiel aufgrund des Entwicklungstandes deutlich günstiger zu erhalten.  Zudem sorgt das Spielen eines noch nicht fertigen Spiels dafür, dass die anfängliche Euphorie, das Spiel früh zu erhalten, schnell ernüchtert wird. Der Entwicklungsstand des Spiels sollte also schon einem Beta Status, mindestens einem sehr ausgereiftem Alpha Status entsprechen, damit die Spieler nicht ohne weiteres das Spiel zerpflücken und für ein negatives Image sorgen.
Bei komplett neuen Spielkonzepten besteht zudem die Gefahr, des Verlustes der Innovationskraft, durch das frühe Aufkommen von ähnlichen Konzepten. Eines der besten Beispiele ist hier die DayZ Standalone bei der das innovative Konzept früh von anderen Herstellern adaptiert und teils mit minimalen Änderungen verkauft wurde.
Doch das größte Risiko in meinen Augen trägt der Käufer, da es keine Garantie gibt, dass das Produkt überhaupt zu Ende entwickelt wird. Dies bedeutet dann, viel Geld ausgegeben für nichts. So gab es schon Early Access Titel die mit falschen Versprechungen veröffentlicht wurden, dass große Publisher Plattformen wie Steam den Verkauf unterbunden und dem Käufer das Geld erstattet haben. Der erste Titel dieser Art war der DayZ Klon WarZ. Davon ist jedoch nicht immer auszugehen, um bei dem aktuellen Beispiel zu bleiben, das Spiel DayZ befindet sich seit Dezember 2013 im Early Access und die aktuellen Fortschritte sind nur noch marginal. Damit ist auch der Abschluss dieses Spiels für mich in den Sternen und kaum noch zu erwarten.
Nach all diesen Risiken und Beispielen wie es nicht geht, frage ich mich wofür Early Access dann überhaupt sinnvoll ist? Early Access eignet sich wie oben beschrieben nicht für innovative Konzepte die einen zeitlich begrenzten Hype auslösen. Jedoch auch nicht für den nächsten Serienableger großer Franchise-Serien, da hier die Gewinnoptimierung und mögliche Presse vor Release zu wichtig sind. Zudem ist bei einem jährlichen Titel die Vorlaufzeit zu gering.
Bleiben also noch Indie Entwickler. Diese Studios rechnen meist mit kleinsten Budgets und können durch einen Early Access Erfolg Projekte umsetzen, die es sonst nicht geschafft hätten. Da es sich bei diesen jedoch fast immer um kleine und unbekannte Studios handelt, ist es besonders wichtig das Projekt einmal vorher genau anzuschauen und zu bewerten. Um euch das einmal zu veranschaulichen, wie ich meine Early Access spiele bewerte und an welchen ich teilgenommen habe, gebe ich euch hier kurz ein paar Beispiele:
 

Grund: Fanboy
Ja, obwohl ich vorher bereits meine Sorgen zu dem Projekt geäußert habe, bin ich ein absoluter Fan der DayZ Mod die ich auch nach bereits mittlerweile drei Jahren immer noch sehr häufig Spiele. Deswegen wollte ich unbedingt auch die Standalone unterstützen und habe die direkt am Release erworben. Ich bin den Entwicklern auch nicht böse wenn die Standalone nichts wird, da ich bei der Mod für Arma II mehrere tausend Stunden Spaß hatte und somit mich für meine Investition als gut unterhalten fühle.

WarZ
Grund: Klon
WarZ wurde damals bei uns in der DayZforum.net Community ausgiebig diskutiert. Zum Glück bin ich damals nicht auf den Zug aufgesprungen, da für mich keine Verbesserungen zu DayZ absehbar waren. Kurze Zeit später wurde das Spiel als erstes Spiel jemals von der Steam Webseite gebannt.
In die gleiche Kerbe schlagen bei mir Spiele wie The Forest, Live is Feudal, Stranded Deep uvm. All diese Spiele sind in Folge des Erfolges der Überlebenssimulationen mal mit besseren, mal mit schlechteren Settings gestartet worden. Obwohl keines der genannten Spiele sich einen solchen Ausrutscher wie WarZ erlaubt, bedienen Sie im Gunde das gleiche Spielprinzip.
Auch das neueste Highlight dieses Genre habe ich bislang nicht angefasst und steht auch nicht auf meiner Einkaufsliste.  Ark ist ein Survival Game bei dem es darum geht in einer Welt voller Dinosaurier und anderer Spieler zu überleben. Dies verspricht zwar einige coole Neuerungen, dennoch überzeugt mich das Spiel nicht, da es im Prinzip wieder das gleiche ist wie DayZ.

Grund: Free2Play
Free2 Play und Early Access? Ja das Spiel wurde veröffentlicht als es noch nicht fertig war und bot damals schon Möglichkeiten In-Game-Käufe zu nutzen. Dennoch kann man bei einem Free2Play Titel auch gerne das Early Access nutzen, da es ja erstmal nichts kostet. Dennoch auch bei Warthunder bezweifle ich, dass dieses Spiel jemals den Gold Status erreichen wird. 
 
Grund:  Innovatives Konzept
Mein Lieblingsbeispiel ist jedoch Kerbal Space Program. Diese kleine aber feine Perle hat alles was ein erfolgreiches Early Access Projekt braucht. Alleinstellungsmerkmale, die richtige Nische und ein kleines aber engagiertes Entwicklerteam, das mit Herzblut bei der Sache ist und regelmäßig Fortschritt zeigt.

Jugendschutz

Da die Spiele Onlinevertrieben werden und als noch in Entwicklung gelten, sind für die Spiele auch keine USK Einschränkungen vorhanden. Das Bedeutet zum einen, dass die Spiele keine Jugendfreigabe haben und massive Gewalt und moralisch verwerfliche Inhalte enthalten können. Dementsprechend sollten Eltern hier genau und vor allem öfters hinschauen was gespielt wird, da während der Entwicklung das Vorkommen und die Darstellung von Gewalt massiv verändert werden kann. 
Für Eltern die sich bislang wenig mit dem Thema Computerspiele auseinander gesetzt haben, ist es gerade bei Early Access Titeln nun noch schwieriger, das sich das Geschehen und die Darstellung stark verändern kann und das eben noch perfekte Spiel nun gar nicht mehr so gut dasteht. Gerne bieten wir hierzu unsere persönliche Expertise an.

Fazit

Early Access bietet gute Möglichkeiten besondere Spiele auf dem Markt zu spielen, die es sonst niemals in den Gaminghimmel geschafft hätten und dennoch sind Risiken vorhanden, die einem nahelegen sich im Vorfeld genau über die Spiele und die Entwickler zu informieren, um Fehlkäufe und Enttäuschungen zu vermeiden.  Für besorgte Eltern ist Early Access gerade in Verbindung mit dem Free2Play Modell ein Graus.

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