Immer wieder werde ich von Freunden gefragt, weshalb ich
mich so vehement gegen Onlineplattformen wie Steam wehre. Nun der Grund ist
ziemlich einfach: Es stört mich.
Doch fangen wir mal vorne an. Ich gehöre zur ersten
Generationen, die mit Computer-Spielen aufgewachsen ist. Wir sind mit Gameboy,
Nintendo Entertainment System und Rechnern mit Disketten groß wie Schallplatten
groß geworden. Bei denen war es üblich, dass Spiele ohne Ladezeiten
funktionierten. Spiel einlegen, Knopf-Drücken und sofort flimmert auf dem
Bildschirm „Start Game“. Man drückte Start und sofort begann das Spiel. Laden?
Fehlanzeige. Klar die Spiele waren nicht in 3D Rendergrafik und auch keine
mehreren Gigabyte groß.
Doch vergleichen wir dies mit den heutigen Konsolen oder
Computerspielen, schlägt es einem mit
voller Wucht ins Gesicht. Das System muss hochgefahren werden, dann muss ich
mich auf irgendeiner Plattform, ob es PSN, Xbox Live, Steam, UPlay, Origins
oder wie auch immer heißt, anmelden. Anschließend wird nach Onlineupdates
gesucht und gegebenenfalls heruntergeladen. Bei ganz harten Fällen, wie zum
Beispiel R.u.s.e., muss ich mich dann im Spiel nochmals anmelden. Ich will doch
nur Spielen und mir kein Visum für den Iran beantragen.
Also habe ich mir überlegt, was leider erforderlich ist, um
zu spielen, und was ist über. Nun, Systemhochfahren ist der Komplexität
geschuldet und nicht ausschaltbar, ebenso wie das Laden des Spiels. Alles
andere ist über und stiehlt mir meine kostbare Zeit, die ich mit Spielen
verschwenden will. Gerade Spiele mit Pflichtupdates stehen ganz oben auf meiner
Hassliste.
Klar, diese Sicht ist einseitig und lässt alle Vorteile, die
echten, wie auch die Marketingvorteile außer Acht. Doch im Kern ist genau dies der Grund,
weshalb ich solche Plattformen fast immer meide.
Fast immer? Ja fast immer. Ich habe mich hier für eine
Ausnahmen entschieden, die ich für mich selbst aktiv nutze. Und das ist eben
Steam. Das ändert nichts daran, dass ich alle Spiele die ich ohne Steam nutzen
kann auch so nutze. Doch was veranlasst mich zu dieser Ausnahme, wenn ich
selbst Battlefield an einen Mediamarktverkäufer zurückgebe, da ich kein Origins
nutzen werde.
Nun Steam unterscheidet sich in vielen kleinen Punkten von
diesen Publisher Kopierschutzsystemen.
So ist es bei vielen Spielen, die ich mir auf DVD kaufe, möglich, diese
auch offline und ohne Patch zu Spielen. Zum weiteren bietet Steam ein
herstellerübergreifendes System, das mir als Konsument Neuigkeiten, Demos und
Mods bietet. So ist Steam als Plattform für kleine Indie Produktionen sehr
interessant und bietet mir als Kunde damit eine Vielfalt, welche selbst ein gut
sortierter Einzelhandel nicht erbringen kann.
So bin ich mir sicher, dass ich ohne Steam nie Kerbal Space
Program oder Europa Universalis gefunden hätte. Steam ist somit für mich eine Vertriebsplattform
die mich auf Produkte aufmerksam macht, die ich sonst nicht gefunden hätte.
Der zweite richtig gute Vorteil ist die Möglichkeit der
Unterstützung des Entwicklers in der Fehlersuche. So unterstützt die Plattform Beta-Tests, bei
denen gezielt Spieler von Vorgängern eingeladen werden können. Das sorgt dafür,
dass die Spiele, die solche Feedbackschleifen nutzen, deutlich Fehlerfreier erscheinen.
So hat es zum Beispiel Company of Heroes 2 und auch Arma III gemacht. Gerade
Arma II galt damals als massiv verbuggt und der Nachfolger scheint nun dadurch
deutlich weniger belastet zu sein. Ausnahmen, X-Rebirth, bestätigten hier die
Regel, da der Hersteller Egosoft eben die gebotenen Tools nicht genutzt hat.
Dennoch nutze ich diese Plattform nur ganz am Rand. Für mich
gilt einfach, dass ich mich nicht bevormunden lassen möchte und nicht mehr
Programme als unbedingt nötig nutzen möchte. Steam selbst ist für mich, ein
gerade noch akzeptierbares Übel, wenn ich mich über Spiele informieren oder mal
Indie Publikationen finden möchte.
Es gibt ein Zitat von Antoine de Saint-Exupéry (der kleine
Prinz und Wind, Sand und Sterne), welches meine Einstellung zu diesen Zusatzprogrammen
ganz gut trifft: „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr
hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“ In diesem
Sinne, bin ich der Meinung; lasst die Pflicht weg und die Spieler, die es
wünschen, helfen richtig gute Programme zu entwickeln und ich kann wieder in
Ruhe das machen was ich möchte. SPIELEN.
Dieses Thema wird bei uns in der Clique äußerst kontrovers diskutiert weshalb ich besonders auf eure Meinung gespannt bin. Was haltet Ihr von Steam und co?
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