Brain läuft etwa 20 Meter weiter rechts von mir. Beide haben
wir die Waffen im Anschlag und rücken schnell in geduckter Haltung vor, während
der Techniker am Helikopter zurückbleibt, um die Stellung zu halten. Es ist
kein Geräusch zu hören, alles ist totenstill. Nur ein leichtes knacken als wir
von der Lichtung in die Böschung verschwinden. Wie weit war der Schuss
entfernt? Vielleicht zweihundert bis dreihundert Meter? Wieder suche ich
Blickkontakt zu Brain. Ich geh noch zwei Schritte und bemerke ein starkes
Pochen im Knie. Die Prellung. Ach man, das geht jetzt nicht. Brain scheint es
bemerkt zu haben und sucht Schutz an einer kleinen Tanne. Ich lehne mich
ebenfalls an einen Baum und versuche das Bein zu strecken. Schmerz durchfährt
meinen ganzen Körper und dennoch bleibt keine Zeit zum Ausruhen.
Auf einmal ein Knacken rechts von uns. Ich zieh mein Gewehr
hoch und suche den Wald ab. Nichts zu sehen. Doch da bewegt sich etwas. Ich
kann es nicht genau erkennen, die Dämmerung nimmt die Konturen. Auf einmal ein
Zeichen und ein leises „nicht schießen“. Unser wandelnder DMR Busch hat sich an
die rechte Seite gesellt. Beruhigt nun in der Mitte einer drei Mann Truppe zu
laufen, versuche ich mich aufzurichten. Das Bein schmerzt, doch wir müssen
weiter.
Langsam rücken wir einen kleinen Hügel empor. Dahinter muss
geschossen worden sein. Als wir den Hügelkamm erreichen, legen wir uns hin und
unser Busch späht auf der anderen Seite herunter. „Nichts zu sehen.“ Ich
entspanne mich und konzentriere mich wieder darauf nicht vor Schmerzen verrückt
zu werden. Gerade entweicht mir ein leises Stöhnen, als auf einmal eine graue
Gestalt durch das Unterholz bricht und mit voller Geschwindigkeit auf uns
zuhält. Sie ist klein wie ein Kind, bullig wie ein Zwerg und doch zugleich
ungeheuer schnell. Wieder kracht ein Schuss. Diesmal ganz nah. Selbst das
Pfeifen der Kugel war zu hören. Ein Schmerzensschrei ergänzt den Hall des
Schusses. Die kleine graue Gestalt, eben noch schnell, agil und bedrohlich wie
ein Dämon aus der Urzeit, liegt nun keuchend im Gras.
Ich liege noch immer in meiner Deckung und beobachte durch mein Visier die Szenerie. Da, auf der anderen Seite der Böschung kommt was durch den Wald. Auch Brain neben mir macht einen unruhigen Eindruck. Doch hat er nicht die Waffe erhoben, er starrt noch immer in Richtung des Opfers. Von dem kommt noch immer dieser grelle Schmerzensschrei. Brain steht auf und zieht die Pistole. Ohne auch nur über den Schützen nachzudenken, geht er zu dem angeschossenen, entsichert die Waffe und schießt. Während der erste Schuss die jähen Schreie eröffnete, hat dieser sie nun beendet. Keine Regung durchfährt dem kleinen Körper mehr.
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